„Ich muss ein Leader sein.“ – Rico Kleebank im Interview
Tsv-cossebaude.de hat sich mit Rico Kleebank nach dem ersten Testspiel in Possendorf unterhalten. Der Kapitän der Hartmann-Elf sprach mit uns über die Höhen und Tiefen seiner Laufbahn. Unter anderem über das Interesse des FC Bayern München und seinem schmerzlichsten Verlust. Ebenso blickten wir auf die kommende Saison, sprachen über Ziele und über die Umstände der Sommervorbereitung.
Rico, du hast im letzten Oktober deinen 30. Geburtstag gefeiert und kannst inzwischen auf eine ordentliche Laufbahn zurückblicken. Wo hast du bisher überall gespielt und wie kamst du letztendlich zum TSV Cossebaude?
Ich habe mit sechs Jahren durch meinen Vater beim TSV Cossebaude angefangen Fußball zu spielen. Ich durchlief alle Kleinfeldmannschaften bis zur U15 und bin dann gemeinsam mit Tom Peschel zum Dresdner SC gewechselt. Dort spielten wir in der Bezirksliga und schafften zusammen den Aufstieg in die Landesliga. Auch danach trennten sich unsere Wege nicht. In der U17 wechselten Tom und ich zum FV Dresden Nord (heute SC Borea) um im Jägerpark Regionalliga spielen zu können. In den zwei Jahren während ich da war konnten wir jeweils unter Tino Gaunitz und Thomas Baron die Liga halten. Wir spielten in einem Team mit zum Beispiel Sascha Pfeffer, dem später der Sprung zu Dynamo Dresden gelang. Leider erhielt ich in der Folge nicht die versprochene Hilfe bei der Suche nach einer Lehrstelle. Die anfallenden Arbeitszeiten waren dann nicht mehr mit dem Leistungsbereich zu vereinbaren und so wechselte ich in der U19 wieder zurück nach Cossebaude an den Gohliser Weg. Mit 17 Jahren spielte ich oft zwei Mal am Wochenende, einmal bei den Herren unter Jürgen Straßburger und einmal in der U19. Meine komplette Herrenzeit verbringe ich seitdem in Cossebaude, inzwischen sind das auch schon 13 Jahre.
Gab es in deiner Laufbahn besondere Momente oder Highlights an die du dich gerne erinnerst?
Ein Highlight waren auf alle Fälle die Spiele mit dem FV Nord, zum Beispiel bei Hertha BSC Berlin. Da lief unter anderem auch Jerome Boateng auf. An solche Momente erinnere ich mich gerne, gerade auch wenn man nun sieht zu was er es gebracht hat. Gern denke ich auch an die Fußballschule in Esslingen zurück. Damals war ich 12 oder 13 Jahre alt. Gemeinsam mit 150 Kindern aus Deutschland und den Niederlanden absolvierte ich das Camp und wurde im Anschluss sogar zum besten Spieler gekürt. So ein Event ließen sich die Talentscouts des VFB Stuttgart und FC Bayern München nicht entgehen. Beide bekundeten damals ihr Interesse und boten mir an in deren Internat zu gehen. Allerdings trauten ich und meine Eltern mir den Schritt in dem Alter noch nicht zu und so blieb es beim Interesse. Auch andere Camps haben viel Spaß gemacht, zum Beispiel die von Hansi Kreische, wo ich Sven Johne, den heutigen Geschäftsführer von Budissa Bautzen, kennenlernen durfte.
Hat man zum Beispiel bei Jerome Boateng schon damals gesehen, dass ihm eine große Karriere bevor steht?
Ehrlich gesagt konnte man das damals noch nicht sehen. Das lag aber nicht an Jerome Boateng selber, sondern an seinem gesamten Team. Die U17 von Hertha war in allen Mannschaftsteilen richtig stark, da fiel keiner auf oder ab. Das war schon beeindruckend in welcher Art die Fußball spielten.
Du hast vom Interesse des FC Bayern München und des VFB Stuttgarts gesprochen. Kommt es vor dass du der Chance bei einem großen Bundesligaverein im Nachwuchs zu spielen ein wenig hinterher trauerst?
Natürlich trauert man der Möglichkeit ein wenig hinterher. Jeder weiß was der FC Bayern für ein großer Verein ist und natürlich hätte man es gerne versucht ein Profifußballer zu werden. Im Endeffekt ist es aber gut so wie es ist. Ich habe eine gute Truppe in Cossebaude, das passt und ich bin sehr zufrieden.
Kannst du dich auch an einen Moment erinnern der nur sehr schwer zu verkraften war?
Von Verletzungen bin ich größtenteils verschont geblieben. Vor vier Jahren erlitt ich einen Innenband- und Kreuzbandanriss und fiel lange aus. Es wurde nicht operiert, alles verheilte so wie es sein soll und so habe ich im Knie keine Probleme mehr. Da gab es auf emotionaler Seite schon etwas mehr zu verdauen. Zum Beispiel der Weggang beim FV Dresden Nord. Ich ging auf mein Berufsleben zu, benötigte eine Lehrstelle die ich dann auch fand. Allerdings deswegen den Fußball hinten an zustellen war nicht einfach. Es war eine neue Erfahrung für mich und ich benötigte eine gewisse Zeit um das einzuordnen. Später verlor ich mit Marcel Kunath, die meisten kannten ihn unter dem Namen „Celli“, meinen besten Freund. Viele von denen, die heute noch im Verein sind haben damals mit ihm gemeinsam gespielt. Deinen besten Freund und dazu Teamkameraden zu beerdigen, das war der größte Tiefpunkt und fiel mir und allen anderen sehr schwer.
Mit solch einem Schicksalsschlag umzugehen ist ein schwieriges Unterfangen. Wie gelang es dir aus dem Tief wieder heraus zukommen?
Gemeinsam mit meinen ganzen Freunden haben wir das geschafft. Wir gaben uns gegenseitig viel Halt und haben viel unternommen. Celli haben wir die Ehre mit einem gemeinsamen Abschiedsspiel erwiesen, das war emotional. Der Zusammenhalt war wichtig und so sind wir aus diesem tiefen Loch gemeinsam wieder heraus gekommen.
Kommen wir zur neuen Saison, welches Ziel habt ihr als Mannschaft?
Als Mannschaft werden wir, wie auch schon im letzten Jahr, das Ziel anpeilen unter die ersten drei zu kommen. Da stehe ich auch persönlich absolut dahinter. Natürlich ist es dabei wünschenswert nicht nur erfolgreichen, sondern auch ansehnlichen Fußball zu spielen.
Im letzten Jahr gelangen dir 7 Tore und 5 Torvorlagen. Gibt es ein persönliches Ziel was du dir selbst für die neue Saison gesteckt hast?
Am sichtbarsten sind immer die Statistiken, da möchte ich zulegen. Mehr Torvorlagen und mehr erzielte Treffer wären schön. Als Führungsspieler möchte auch die Mannschaft weiter voran bringen, vor allem die jungen Spieler. Ihnen möchte ich helfen nach und nach die nächsten Schritte zu machen.
Das gesteckte Ziel liegt über dem Erreichten der letzten Saison. Was muss besser funktionieren um am Ende der Saison ein erfolgreiches Fazit ziehen zu können?
Wir müssen mit Beginn der Saison die taktischen Vorgaben besser umsetzen. Dazu gehört das Verschieben in den einzelnen Situationen und die Spielart in welcher wir unseren Fußball spielen wollen. Dazu müssen wir cleverer werden, das Spiel mit mehr Reife sehen. Gerade was die letzten Spielminuten betrifft, dass wir in dieser Phase intensiver agieren. Wenn uns das gelingt werden wir am Ende des Spieljahres erfolgreich sein.
Wie schätzt du die Stärke der Liga im Vergleich zum Vorjahr ein?
Für eine achte Liga denke ich schon, dass die Sparkassenoberliga sehr stark einzuschätzen ist. Mit dem Dresdner SC, der SG Weißig und der SG Gebergrund Goppeln sind gute Teams dazu gekommen. Der ein oder andere hat durchaus das Potenzial direkt oben mitzuspielen. Es wird nicht einfach, aber wir haben eine gute Mannschaft und ich denke es wird viele ansehnliche Fußballspiele geben.
Auf welche Gegner freust du dich am meisten und warum?
Natürlich auf den Dresdner SC, schon allein wegen meiner Vergangenheit beim Sportclub. Auch die SG Weißig verspricht viel Potenzial und ich bin mir sicher dass wir da Duelle auf Augenhöhe erleben werden. Nicht zuletzt freut man sich natürlich auf die Partien gegen den Post SV. Da kommen mehr Zuschauer und die Spiele sind natürlich auch aufgrund ihres Derby-Charakters immer ein Highlight in der Saison.
Die Mannschaft hat in der Sommerpause vier Neuzugänge verzeichnen können. Nach der kurzen Zeit die euch nun kennen lernen durftet, welchen ersten Eindruck machen Sie auf dich?
Der erste Eindruck ist durchweg positiv. Man sieht dass sie heiß sind und mit viel Leidenschaft beim Fußball sind. Sie benötigen natürlich noch etwas Hilfe im neuen Umfeld, ich nehme sie mir dann auch gern zur Seite und helfe bei der Umsetzung gewisser Abläufe im Spiel. Ich denke die Jungs bringen schon viel mit und da kann sich gemeinsam wirklich etwas entwickeln.
Nun bist du mit der Mannschaft seit einer Woche in der Sommervorbereitung. Fußballer mögen diese aufgrund der deutlich höheren Belastung im Gegensatz zum Ligabetrieb eher weniger. Welche Auswirkungen hat das intensivere Training auf den Körper und verliert man im Training auch mal die Lust sich zu schinden?
Welcher Fußballer mag es schon, sich während der Vorbereitung extrem zu schinden? Ich glaube davon gibt es nur ganz wenige. Aber man spürt wofür es gut ist und sieht die ersten Resultate. Aus der Erfahrung weiß ich dass man relativ schnell, nach zwei oder drei Wochen, schon deutliche Verbesserungen vernimmt. Physisch und psychisch bist du auf einem neuen Level. Es war schon gut dass wir auch während der Sommerpause in Eigenverantwortlichkeit vorarbeiten mussten. Jetzt haben wir die erste intensive Woche hinter uns und man spürt auf dem Platz dass man körperlich schon deutlich besser drauf ist.
Wie geht jeder Einzelne die Trainingseinheiten an? Pusht und motiviert man sich gegenseitig oder ist man zu sehr mit sich selbst beschäftigt um die geforderten Leistungen zu erbringen?
Ich motiviere die Leute, schon allein wegen meiner Kapitänsrolle. Als einer der älteren Spieler muss man die jüngeren mit coachen und mitziehen. Wenn man sich da gegenseitig immer wieder antreibt ist das auch ein Mehrwert für das Training und erhöht die Qualität. So profitieren alle davon, denn ohne dieses Pushen kannst du dich nicht wirklich verbessern, da musst du jeden einzelnen Spieler mitnehmen und auch sich selbst immer wieder antreiben.
Du hast es bereits kurz angesprochen. Ist man in dieser Phase der Saison als Kapitän besonders gefordert, schon alleine aufgrund der Rolle innerhalb der Mannschaft?
Natürlich, ich muss ein Leader sein. Auf dem Platz und auch abseits des Platzes bist du stets in der Rolle des Führungsspielers: Die Jungs schauen auch auf dich und orientieren sich an deinem Verhalten. Die Vorbildfunktion ist immer gefordert und deswegen ist es auch wichtig mal unter die Arme zu greifen, jemanden mal zur Seite nehmen wenn etwas nicht so optimal läuft.
Jede Vorbereitung bringt eine Menge Testspiele mit sich. Das Highlight des diesjährigen Programms dürfte wohl die Kunstraseneröffnung gegen den Bischofswerdaer FV 08 am 15.08.2018 sein. Arbeitet man als Spieler auf diesen Tag direkt hin und bereitet man sich besonders vor? Schließlich wird man als Stadtoberligist nicht alle Tage einem Regionalligisten gegenüber stehen.
Ich denke schon dass man da ein wenig anders arbeitet. Da bist du nochmal 10 oder 20 Prozent intensiver bei der Sache. Nicht nur im Training, auch zu Hause. Da gehen manche an einem freien Tag nochmal extra laufen um die Fitness zu erhöhen. Am Ende willst du gegen so einen Gegner trotzdem nicht untergehen, man will mithalten können. Welcher Fußballer findet es nicht geil sich gegen einen derart höherklassigen Gegner zu beweisen, das pusht definitiv noch etwas mehr.
Kleebi, vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke. Wir wünschen dir viel Erfolg für die anstehende Saison.