Interview Archives - TSV Cossebaude e. V.
„Du beginnst zu hinterfragen was falsch läuft.“ – Stefan Mehlig im Interview

„Du beginnst zu hinterfragen was falsch läuft.“ – Stefan Mehlig im Interview

Tsv-cossebaude.de hat sich nach dem Abschlusstraining vor dem Spiel gegen Hellerau mit Stefan Mehlig zum Interview getroffen. Der Routinier sprach über seine Anfänge in Cossebaude, Trainer die ihm besonders im Gedächtnis blieben und warf einen Blick auf die bisherigen Geschehnisse der Saison.

Stefan, du bist ein echtes Urgestein beim TSV Cossebaude. Erzähl uns zunächst von den Anfängen deiner fußballerischen Laufbahn.

Angefangen habe ich, soweit ich mich erinnern kann, 1991 oder 1992 in der U13 beim TSV Cossebaude. Ich war 9 Jahre alt, das ist also schon eine ganz schöne Weile her. Mein damaliger Trainer war Raimund Wolf, unser heutiger Teammanager. Ich habe damals in meiner Freizeit schon viel gekickt und es war eher der Zufall der mich zum Vereinsfußball brachte. Es gab in meiner Schule damals mittwochs immer das Angebot Fußball zu spielen. Eines Tages fiel es aber aus und da gab es ein paar Jungs die sagten „Los, lasst uns doch mal nach Cossebaude gehen.“. Seither bin ich dann immer regelmäßig zum Training gegangen und wie man sieht, ich bin heute immer noch da.

Gab es Trainer die dich in deiner Zeit als Nachwuchsspieler und später im Herrenbereich besonders geprägt haben?

Unsere Zeit in der U19 unter Thomas Wiesenthal war sehr erfolgreich und somit natürlich auch sehr prägend. Das hat damals richtig Laune gemacht. Wir sind zu dieser Zeit Stadtmeister und Pokalsieger geworden. Später im Herrenbereich erinnere ich mich natürlich an die Zeit unter Jürgen Straßburger und Bernd Piarowski zurück. Das waren richtig gute Trainingsmethoden, da konnte ich mich ordentlich weiterentwickeln. André Transier darf ich an dieser Stelle natürlich auch nicht vergessen, denn unter seiner Führung waren wir ebenso sehr erfolgreich. Wir holten den Stadtpokal und stiegen zunächst in die Bezirksklasse, später sogar in die Bezirksliga auf.

Du hast die Trainingsmethoden von Bernd Piarowski und Jürgen Straßburger angesprochen, was hat diese für dich besonders gemacht?

Beide kamen damals mit Dynamo-Vergangenheit zu uns, dadurch hielt auf einmal ein Stück weit Professionalität Einzug. Sie forderten von jedem Spieler, dass diese den Fußball genauso sehen wie sie selbst. Ein Bernd Piarowski machte immer den Eindruck sich gedanklich noch im Leistungsfußball zu befinden und forderte sich eben auch jene Einstellung von den Spielern ein. Das war nicht immer ganz einfach die beiden Standpunkte konform zu bekommen. Ihm war egal wo du zuvor gespielt hast, er hat dich beobachtet und daraufhin für sich eingeordnet. Er zog auch Männer aus der zweiten Mannschaft in die erste hoch, welche man nicht unbedingt auf dem Schirm hatte. Das Training war für uns natürlich, mit all den Einflüssen aus dem Leistungsbereich, sehr interessant und hat uns wirklich weiter gebracht.

Inzwischen gehörst du zu den Routiniers im Team. Du bist Vize-Kapitän und der einzige Spieler der bisher alle Pflichtspielminuten auf dem Platz stand, das immerhin als zweitältester Spieler im Kader. Nimmst du in dieser Rolle eine besondere Bedeutung auf und neben dem Platz wahr?

Ich sehe das nicht so hervorhebend. Natürlich versuche ich den Jüngeren, davon sind es mittlerweile deutlich mehr geworden, ab und zu Tipps zu geben und mich einzubringen. Persönlich sehe ich meine Position nicht als so wichtig an, aber das sollten eher andere beurteilen.  Natürlich freue ich mich über meine Einsatzminuten, aber aufgrund von diversen Verletzungen im Kader gab es auch selten die Möglichkeit zu rotieren. Ich versuche stets da zu sein, aktuell geht das aufgrund der Familie nur einmal in der Woche zum Training. Am Ende des Tages möchte ich meine Leistung bringen. So lange dies noch funktioniert bin ich mit Spaß bei der Sache auch gerne noch länger dabei.

Wir hören heraus, ans Aufhören denkst du noch nicht. Hast du dir selbst im Hinterkopf einen Punkt oder ein gewisses Alter gesetzt an dem du den jüngeren den Vortritt lassen möchtest?

Ich hatte einst mit 30 Jahren mal das Gefühl dass es nicht mehr lange gehen wird. Aber das ist mittlerweile wieder verflogen. Momentan fühle ich mich ganz gut, sicherlich sind andere nun schneller und spritziger als man selbst, dafür kann ich inzwischen andere Qualitäten einbringen. So lange ich mich noch fit fühle, möchte ich von Jahr zu Jahr schauen. Wenn dann irgendwann der Tag kommt und ich mich nicht mehr so gut fühle, dann tue ich allen den Gefallen und höre auf.

Schauen wir in die aktuelle Saison hinein. Wie beurteilst du den derzeitigen Stand der Dinge deiner Mannschaft?

Wir sind durchwachsen gestartet. In Weißig haben wir uns einen ersten Dämpfer eingeholt, sind danach mit den Siegen gegen Zschachwitz und Radeberg eigentlich ganz gut hinein gekommen. Gegen den Dresdner SC haben wir ein richtig geiles Spiel abgeliefert und verlieren in den Schlussminuten sehr unglücklich. Ich glaube nicht dass es unbedingt ausschlaggebend war, aber im Anschluss an dieses Spiel hat irgendwie nichts mehr so richtig funktioniert. Wir haben eine Menge Spiele auf einmal verloren und umso glücklicher bin ich, dass wir uns aus dieser Situation wieder heraus geholt haben. Vor allem mit dem dünnen Kader den wir zu der Zeit hatten. Die Mannschaft ist wieder ein Stück enger zusammengerückt und man merkt wie sehr der Einsatz jedes Einzelnen für den anderen zugenommen hat. Der Kampf ist immer die wichtigste Grundlage, der Rest kommt dann von allein. Wir sind nun wieder auf einem guten Weg, Umstellungen in der Taktik haben uns dabei geholfen und die Ergebnisse passen auch wieder.

Du hast die Negativserie von fünf Niederlagen aus sechs Spielen angesprochen. Gab es eine Ursache und wie sehr belastet eine solche Serie die Mannschaft?

Ein Thema ist es nicht direkt gewesen, aber natürlich belastet es den Einen mehr, den Anderen weniger. Man hat natürlich bei Misserfolgen, insbesondere Gegentoren, gesehen dass die Köpfe schnell nach unten gingen. Klar verliert man mal ein Spiel, vielleicht auch mal zwei, aber wenn es dann auf einmal so viele Spiele sind, dann tut das weh. Die Summe an unglücklichen Gegentoren, irgendwann beginnst du zu hinterfragen was falsch läuft. Dann bist du im Kopf nicht frei und in den Füßen erst recht nicht. Dazu kommen noch Verletzungen in den unpassendsten Momenten. Wir haben mit Wage (Martin Wagner) und Schwarzi (David Schwarz) sehr wichtige Spieler verloren. Aus dem Sumpf mussten wir uns einfach selber wieder herausziehen, das haben wir glücklicherweise auch durch eine geschlossene Mannschaftsleistung geschafft.

Richtig, mittlerweile sieht die Tabelle aus Cossebauder Sicht wieder deutlich freundlicher aus. Wie ist es im Detail gelungen den Trend zu stoppen und wieder regelmäßig zu punkten?

Das ist schwer zu beantworten. Wir hatten viele Verletzte, darunter auch Stammkräfte die nicht zur Verfügung standen, letztendlich einen sehr dünnen Kader. Ich denke, auch wenn es eine Phrase ist, wir haben uns das Glück wieder erarbeitet und richtig Gas gegeben. Wir fokussierten uns auf die einfachen Dinge und arbeiteten uns einfach aus dieser Situation heraus. Die taktische Umstellung hat uns dabei sehr geholfen.

Ist dann so ein Spiel wie der Heimsieg gegen Helios der erhoffte Punkt, auch wenn noch nicht alles gelang, an dem der Knoten platzt?

Es war auf jeden Fall positiv und sehr wichtig. Wir haben bis zu dem doppelten Platzverweis ganz gut gespielt, gerade in der ersten Halbzeit haben wir den Gegner gut bespielt und wieder Chancen kreiert. Das stimmt die Mannschaft in dem Moment natürlich positiv, dass die Ideen auf dem Platz auch wieder fruchten. Auch die folgende Partie gegen Löbtau, da besonders die zweite Halbzeit, hat uns gezeigt, dass es wieder funktioniert. Das bringt Selbstvertrauen mit sich.

Nun sind es noch drei Spiele bis zur Winterpause. Mit Hellerau daheim, Dobritz und Zschachwitz auswärts warten keine leichten Gegner. Was habt Ihr euch bis Weihnachten vorgenommen?

Grundsätzlich will man jedes Spiel gewinnen. Gegen Hellerau möchten wir uns natürlich unglaublich gern für das Pokal-Aus revanchieren und die drei Punkte in Cossebaude behalten. Dobritz ist immer ein sehr schweres Auswärtsspiel, aber auch da wollen wir natürlich das Spiel für uns entscheiden. Zschachwitz spielt richtig guten Fußball, hat aber auch manchmal sehr wunderliche Ergebnisse. Wenn am Ende 7 Punkte nach den Spielen auf unserer Seite stehen, kann man denke ich auch zufrieden sein. Am liebsten nehme ich aber die 9 Punkte, das ist klar.

Bis Weihnachten habt ihr im Anschluss Pause, danach wird in der Wintervorbereitung wieder Vollgas gegeben. Unter anderem steht auch ein Trainingslager im benachbarten Tschechien auf dem Plan. Welche Vorbereitung magst du eher? Die sommerliche oder die winterliche?

Vorbereitungen magst du als Fußballer nie so richtig, aber im Winter ist es eine super Gelegenheit wenn wir mal rausfahren. Drei Tage nur auf Fußball fokussieren zu können, das macht schon mehr Spaß und du bist mit der ganzen Mannschaft zusammen. Da nimmt man dann auch das Training bei Minusgraden auf sich.

Traditionell steht auch wieder die Hallenstadtmeisterschaft auf dem Programm. Bist du ein Freund des Hallenfußballs, der im Stadtverband mittlerweile im Futsal mit Vor- und Endrunde ausgetragen wird?

Früher haben wir Hallenfußball sehr gerne gespielt, da waren wir immer richtig heiß auf die Turniere, damals in der Halle der Margon-Arena. Mittlerweile lass ich da aber Anderen den Vortritt und schone meine alten Knochen. Die Idee mit dem Futsal finde ich gar nicht so verkehrt, da dadurch das Offensivspiel gefördert wird.

Kommen wir zur letzten Frage. Du bist, wie bereits erwähnt, mit 35 Jahren inzwischen der zweitälteste Spieler im Kader. Gibt es schon Gedanken über die Zeit nach der Laufbahn?

Ich vermute, dass ich Dirk Hofmann wohl nicht mehr überbieten werde. Nein, im Ernst, ich denke von Jahr zu Jahr, je nachdem wie gut es geht, werde ich auch noch spielen. Wichtig ist es, dass es Spaß macht und ich noch mithalten kann. Das ist die Grundvoraussetzung. Ich habe mir mal Gedanken darüber gemacht Kinder zu trainieren, gerade meine zwei Jungs sind da ein guter Anreiz. Ob ich nun Trainer werde oder vielleicht dann doch nur der zuschauende Papa bin, das wird sich zeigen. Selbst will ich auch nicht ganz aufhören und sicher bei den Alten Herren weiterspielen. Ganz ohne Fußball geht es ja auch nicht und dem werde ich immer treu bleiben.

Stefan, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die kommenden Wochen.

„Ich muss ein Leader sein.“ – Rico Kleebank im Interview

„Ich muss ein Leader sein.“ – Rico Kleebank im Interview

Tsv-cossebaude.de hat sich mit Rico Kleebank nach dem ersten Testspiel in Possendorf unterhalten. Der Kapitän der Hartmann-Elf sprach mit uns über die Höhen und Tiefen seiner Laufbahn. Unter anderem über das Interesse des FC Bayern München und seinem schmerzlichsten Verlust. Ebenso blickten wir auf die kommende Saison, sprachen über Ziele und über die Umstände der Sommervorbereitung.

Rico, du hast im letzten Oktober deinen 30. Geburtstag gefeiert und kannst inzwischen auf eine ordentliche Laufbahn zurückblicken. Wo hast du bisher überall gespielt und wie kamst du letztendlich zum TSV Cossebaude?

Ich habe mit sechs Jahren durch meinen Vater beim TSV Cossebaude angefangen Fußball zu spielen. Ich durchlief alle Kleinfeldmannschaften bis zur U15 und bin dann gemeinsam mit Tom Peschel zum Dresdner SC gewechselt. Dort spielten wir in der Bezirksliga und schafften zusammen den Aufstieg in die Landesliga. Auch danach trennten sich unsere Wege nicht. In der U17 wechselten Tom und ich zum FV Dresden Nord (heute SC Borea) um im Jägerpark Regionalliga spielen zu können. In den zwei Jahren während ich da war konnten wir jeweils unter Tino Gaunitz und Thomas Baron die Liga halten. Wir spielten in einem Team mit zum Beispiel Sascha Pfeffer, dem später der Sprung zu Dynamo Dresden gelang. Leider erhielt ich in der Folge nicht die versprochene Hilfe bei der Suche nach einer Lehrstelle. Die anfallenden Arbeitszeiten waren dann nicht mehr mit dem Leistungsbereich zu vereinbaren und so wechselte ich in der U19 wieder zurück nach Cossebaude an den Gohliser Weg. Mit 17 Jahren spielte ich oft zwei Mal am Wochenende, einmal bei den Herren unter Jürgen Straßburger und einmal in der U19. Meine komplette Herrenzeit verbringe ich seitdem in Cossebaude, inzwischen sind das auch schon 13 Jahre.

Gab es in deiner Laufbahn besondere Momente oder Highlights an die du dich gerne erinnerst?

Ein Highlight waren auf alle Fälle die Spiele mit dem FV Nord, zum Beispiel bei Hertha BSC Berlin. Da lief unter anderem auch Jerome Boateng auf. An solche Momente erinnere ich mich gerne, gerade auch wenn man nun sieht zu was er es gebracht hat. Gern denke ich auch an die Fußballschule in Esslingen zurück. Damals war ich 12 oder 13 Jahre alt. Gemeinsam mit 150 Kindern aus Deutschland und den Niederlanden absolvierte ich das Camp und wurde im Anschluss sogar zum besten Spieler gekürt. So ein Event ließen sich die Talentscouts des VFB Stuttgart und FC Bayern München nicht entgehen. Beide bekundeten damals ihr Interesse und boten mir an in deren Internat zu gehen. Allerdings trauten ich und meine Eltern mir den Schritt in dem Alter noch nicht zu und so blieb es beim Interesse. Auch andere Camps haben viel Spaß gemacht, zum Beispiel die von Hansi Kreische, wo ich Sven Johne, den heutigen Geschäftsführer von Budissa Bautzen, kennenlernen durfte.

Hat man zum Beispiel bei Jerome Boateng schon damals gesehen, dass ihm eine große Karriere bevor steht?

Ehrlich gesagt konnte man das damals noch nicht sehen. Das lag aber nicht an Jerome Boateng selber, sondern an seinem gesamten Team. Die U17 von Hertha war in allen Mannschaftsteilen richtig stark, da fiel keiner auf oder ab. Das war schon beeindruckend in welcher Art die Fußball spielten.

Du hast vom Interesse des FC Bayern München und des VFB Stuttgarts gesprochen. Kommt es vor dass du der Chance bei einem großen Bundesligaverein im Nachwuchs zu spielen ein wenig hinterher trauerst?

Natürlich trauert man der Möglichkeit ein wenig hinterher. Jeder weiß was der FC Bayern für ein großer Verein ist und natürlich hätte man es gerne versucht ein Profifußballer zu werden. Im Endeffekt ist es aber gut so wie es ist. Ich habe eine gute Truppe in Cossebaude, das passt und ich bin sehr zufrieden.

Kannst du dich auch an einen Moment erinnern der nur sehr schwer zu verkraften war?

Von Verletzungen bin ich größtenteils verschont geblieben. Vor vier Jahren erlitt ich einen Innenband- und Kreuzbandanriss und fiel lange aus. Es wurde nicht operiert, alles verheilte so wie es sein soll und so habe ich im Knie keine Probleme mehr. Da gab es auf emotionaler Seite schon etwas mehr zu verdauen. Zum Beispiel der Weggang beim FV Dresden Nord. Ich ging auf mein Berufsleben zu, benötigte eine Lehrstelle die ich dann auch fand. Allerdings deswegen den Fußball hinten an zustellen war nicht einfach. Es war eine neue Erfahrung für mich und ich benötigte eine gewisse Zeit um das einzuordnen. Später verlor ich mit Marcel Kunath, die meisten kannten ihn unter dem Namen „Celli“, meinen besten Freund. Viele von denen, die heute noch im Verein sind haben damals mit ihm gemeinsam gespielt. Deinen besten Freund und dazu Teamkameraden zu beerdigen, das war der größte Tiefpunkt und fiel mir und allen anderen sehr schwer.

Mit solch einem Schicksalsschlag umzugehen ist ein schwieriges Unterfangen. Wie gelang es dir aus dem Tief wieder heraus zukommen?

Gemeinsam mit meinen ganzen Freunden haben wir das geschafft. Wir gaben uns gegenseitig viel Halt und haben viel unternommen. Celli haben wir die Ehre mit einem gemeinsamen Abschiedsspiel erwiesen, das war emotional. Der Zusammenhalt war wichtig und so sind wir aus diesem tiefen Loch gemeinsam wieder heraus gekommen.

Kommen wir zur neuen Saison, welches Ziel habt ihr als Mannschaft?

Als Mannschaft werden wir, wie auch schon im letzten Jahr, das Ziel anpeilen unter die ersten drei zu kommen. Da stehe ich auch persönlich absolut dahinter. Natürlich ist es dabei wünschenswert nicht nur erfolgreichen, sondern auch ansehnlichen Fußball zu spielen.

Im letzten Jahr gelangen dir 7 Tore und 5 Torvorlagen. Gibt es ein persönliches Ziel was du dir selbst für die neue Saison gesteckt hast?

Am sichtbarsten sind immer die Statistiken, da möchte ich zulegen. Mehr Torvorlagen und mehr erzielte Treffer wären schön. Als Führungsspieler möchte auch die Mannschaft weiter voran bringen, vor allem die jungen Spieler. Ihnen möchte ich helfen nach und nach die nächsten Schritte zu machen.

Das gesteckte Ziel liegt über dem Erreichten der letzten Saison. Was muss besser funktionieren um am Ende der Saison ein erfolgreiches Fazit ziehen zu können?

Wir müssen mit Beginn der Saison die taktischen Vorgaben besser umsetzen. Dazu gehört das Verschieben in den einzelnen Situationen und die Spielart in welcher wir unseren Fußball spielen wollen. Dazu müssen wir cleverer werden, das Spiel mit mehr Reife sehen. Gerade was die letzten Spielminuten betrifft, dass wir in dieser Phase intensiver agieren.  Wenn uns das gelingt werden wir am Ende des Spieljahres erfolgreich sein.

Wie schätzt du die Stärke der Liga im Vergleich zum Vorjahr ein?

Für eine achte Liga denke ich schon, dass die Sparkassenoberliga sehr stark einzuschätzen ist. Mit dem Dresdner SC, der SG Weißig und der SG Gebergrund Goppeln sind gute Teams dazu gekommen. Der ein oder andere hat durchaus das Potenzial direkt oben mitzuspielen. Es wird nicht einfach, aber wir haben eine gute Mannschaft und ich denke es wird viele ansehnliche Fußballspiele geben.

Auf welche Gegner freust du dich am meisten und warum?

Natürlich auf den Dresdner SC, schon allein wegen meiner Vergangenheit beim Sportclub. Auch die SG Weißig verspricht viel Potenzial und ich bin mir sicher dass wir da Duelle auf Augenhöhe erleben werden. Nicht zuletzt freut man sich natürlich auf die Partien gegen den Post SV. Da kommen mehr Zuschauer und die Spiele sind natürlich auch aufgrund ihres Derby-Charakters immer ein Highlight in der Saison.

Die Mannschaft hat in der Sommerpause vier Neuzugänge verzeichnen können. Nach der kurzen Zeit die euch nun kennen lernen durftet, welchen ersten Eindruck machen Sie auf dich?

Der erste Eindruck ist durchweg positiv. Man sieht dass sie heiß sind und mit viel Leidenschaft beim Fußball sind. Sie benötigen natürlich noch etwas Hilfe im neuen Umfeld, ich nehme sie mir dann auch gern zur Seite und helfe bei der Umsetzung gewisser Abläufe im Spiel. Ich denke die Jungs bringen schon viel mit und da kann sich gemeinsam wirklich etwas entwickeln.

Nun bist du mit der Mannschaft seit einer Woche in der Sommervorbereitung. Fußballer mögen diese aufgrund der deutlich höheren Belastung im Gegensatz zum Ligabetrieb eher weniger. Welche Auswirkungen hat das intensivere Training auf den Körper und verliert man im Training auch mal die Lust sich zu schinden?

Welcher Fußballer mag es schon, sich während der Vorbereitung extrem zu schinden? Ich glaube davon gibt es nur ganz wenige. Aber man spürt wofür es gut ist und sieht die ersten Resultate. Aus der Erfahrung weiß ich dass man relativ schnell, nach zwei oder drei Wochen, schon deutliche Verbesserungen vernimmt. Physisch und psychisch bist du auf einem neuen Level. Es war schon gut dass wir auch während der Sommerpause in Eigenverantwortlichkeit vorarbeiten mussten. Jetzt haben wir die erste intensive Woche hinter uns und man spürt auf dem Platz dass man körperlich schon deutlich besser drauf ist.

Wie geht jeder Einzelne die Trainingseinheiten an? Pusht und motiviert man sich gegenseitig oder ist man zu sehr mit sich selbst beschäftigt um die geforderten Leistungen zu erbringen?

Ich motiviere die Leute, schon allein wegen meiner Kapitänsrolle. Als einer der älteren Spieler muss man die jüngeren mit coachen und mitziehen. Wenn man sich da gegenseitig immer wieder antreibt ist das auch ein Mehrwert für das Training und erhöht die Qualität. So profitieren alle davon, denn ohne dieses Pushen kannst du dich nicht wirklich verbessern, da musst du jeden einzelnen Spieler mitnehmen und auch sich selbst immer wieder antreiben.

Du hast es bereits kurz angesprochen. Ist man in dieser Phase der Saison als Kapitän besonders gefordert, schon alleine aufgrund der Rolle innerhalb der Mannschaft?

Natürlich, ich muss ein Leader sein. Auf dem Platz und auch abseits des Platzes bist du stets in der Rolle des Führungsspielers: Die Jungs schauen auch auf dich und orientieren sich an deinem Verhalten. Die Vorbildfunktion ist immer gefordert und deswegen ist es auch wichtig mal unter die Arme zu greifen, jemanden mal zur Seite nehmen wenn etwas nicht so optimal läuft.

Jede Vorbereitung bringt eine Menge Testspiele mit sich. Das Highlight des diesjährigen Programms dürfte wohl die Kunstraseneröffnung gegen den Bischofswerdaer FV 08 am 15.08.2018 sein. Arbeitet man als Spieler auf diesen Tag direkt hin und bereitet man sich besonders vor? Schließlich wird man als Stadtoberligist nicht alle Tage einem Regionalligisten gegenüber stehen.

Ich denke schon dass man da ein wenig anders arbeitet. Da bist du nochmal 10 oder 20 Prozent intensiver bei der Sache. Nicht nur im Training, auch zu Hause. Da gehen manche an einem freien Tag nochmal extra laufen um die Fitness zu erhöhen. Am Ende willst du gegen so einen Gegner trotzdem nicht untergehen, man will mithalten können. Welcher Fußballer findet es nicht geil sich gegen einen derart höherklassigen Gegner zu beweisen, das pusht definitiv noch etwas mehr.

Kleebi, vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke. Wir wünschen dir viel Erfolg für die anstehende Saison.

„Viele sagen es gehe nicht ums Geld.“ – André Transier im Interview

„Viele sagen es gehe nicht ums Geld.“ – André Transier im Interview

Tsv-cossebaude.de hat sich mit André Transier, dem sportlichen Leiter der Herren, zum Gespräch getroffen. Dabei entwickelte sich ein interessantes Interview, in dem der 52-Jährige Einblicke in seine tägliche Arbeit gab, auf seine Zeit als Trainer der ersten Herren zurück blickte und über die Philosophie des Vereins sprach.

André, fangen wir mit deinem persönlichen Hintergrund an. Wann und wie bist du zum TSV Cossebaude gekommen und wie hat sich deine sportliche Laufbahn daraufhin entwickelt?

Angefangen habe ich als Handballer in der Jugend. Ich war recht talentiert und auf dem Sprung zur Sportschule, der Schulwechsel kam aber leider nicht zu Stande. Ich glaube dass mein Vater, der aus den alten Bundesländern stammt, gewissen Entscheidungsträgern ein Dorn im Auge war. Da auch meine Geschwister sich nicht so verwirklichen konnten wie gewünscht, liegt diese Vermutung nah. Also ging ich zum Fußball und spielte in Görlitz. Angefangen habe ich bei der BSG Motor WAMA Görlitz (heute Gelb-Weiß Görlitz), bin dann über Traktor Deutsch/Ossig zur ISG Hagenwerder gekommen. Dort habe ich damals gemeinsam mit Heiko Scholz, dem heutigen Trainer von Lok Leipzig, gespielt. 1988 in Dresden angekommen ging ich zum VFB 90 und spielte dort bis 1992. Dann folgte der Wechsel nach Cossebaude und unter dem damaligen Trainer Jürgen Straßburger gelang uns 1998 der Aufstieg in die Bezirksliga. Im Februar darauf musste ich mich für eine Bandscheibenoperation unter das Messer legen und habe den Fußball etwas ruhen lassen. Der Reiz war aber immer da und so habe ich etwas später wieder beim VFB 90 angefangen. Das war damals unter den Trainern Klaus Hoyer und später Bernd Noack. Der Rücken hielt und Cossebaude wollte mich erneut für sich gewinnen, also bin ich wieder zurück an den Gohliser Weg gewechselt. Unter Jürgen Straßburger bin ich allmählich in die Rolle des Spielertrainers hinein gewachsen und als der Posten vakant wurde bin ich gänzlich eingesprungen. 2009 sind wir aus der damaligen Stadtliga Dresden in die Bezirksklasse aufgestiegen, 2013 sogar in die Bezirksliga Ost. Nach dem Abstieg im Jahr 2015 in die Sparkassenoberliga wechselte ich in die sportliche Leitung und in dieser Funktion bin ich heute noch tätig.

Du hast es angesprochen, im zweiten Jahr in der Bezirksliga (Landesklasse Ost) konnte die Klasse nicht gehalten werden und du bist anschließend von der Trainerbank in die sportliche Leitung gewechselt. Wie kam es dazu und was waren die Gründe dafür?

Das erste Jahr in der Bezirksliga lief noch gut. Für uns war alles neu, die Gegner haben uns unterschätzt, alle haben voll mitgezogen und jedem war bewusst was er investieren muss. Im zweiten Jahr habe ich diese Einstellung bei einigen vermisst. Zudem hatten wir keinen großen Kader und so machte sich das unweigerlich in den Ergebnissen bemerkbar. Im Laufe der Saison war es abzusehen dass es am Ende sportlich nicht reichen sollte. Ich war inzwischen, zusammen mit meinen Jahren als Spielertrainer, seit neun Jahren für die Mannschaft verantwortlich. Da schliffen sich viele Dinge ein und stumpften ab. Ich konnte mir ein weiteres Jahr als Trainer nicht vorstellen und bin nach wie vor der Überzeugung, dass diese Entscheidung die richtige war. Es benötigte neue Impulse und frischen Wind für die Mannschaft. Der Vorstand ist daraufhin auf mich zugekommen und fragte mich, ob ich mir die Position des sportlichen Leiters vorstellen könnte. Da ich mich nicht nur den Alten Herren als Spieler widmen wollte, hatte ich kein Problem damit und sagte zu.

Wie muss man sich deine Aufgaben als sportlicher Leiter vorstellen?

Im Prinzip bin ich das Bindeglied zwischen dem Vorstand und unseren Männermannschaften. Dabei agiere ich lieber im Hintergrund, ich bin kein Freund davon mich an vorderster Front zu postieren und große Reden zu halten. Einzelgespräche mit den jeweils betreffenden Leuten zu führen ist die für mich sinnvollere Variante. Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Organisatorische Dinge gehören dazu, besonders in Bezug auf die erste Männermannschaft nimmt mir Raimund Wolf viel ab und hält mir den Rücken frei. Der Informationsfluss vom Vorstand zu den Mannschaften und umgekehrt ist ebenso ein wichtiger Bestandteil. Da gibt es auch mal Reibungspunkte, unterschiedliche Meinungen treffen aufeinander, aber das liegt in der Natur der Sache. Da wird nicht auf den Tisch gehauen, ich versuche immer ein wenig das Gleichgewicht zu halten und wir finden mit den betreffenden Personen gemeinsam eine Lösung. Wir haben eine gewisse Ruhe im Verein was nicht selbstverständlich ist, dafür aber umso wichtiger. Wichtig ist dass die Leute wissen, sie können immer an mich herantreten, egal mit welchem Anliegen.

In der täglichen Arbeit sind die Tätigkeiten als sportlicher Leiter und Trainer unterschiedlich. Vermisst du gewisse Dinge aus der wöchentlichen Arbeit mit einer Mannschaft?

Im ersten Jahr war es definitiv eine Umgewöhnung. Als Trainer hast du einen viel größeren Zeitaufwand den Außenstehende gar nicht wahrnehmen. Dinge wie die Trainingsplanung zum Beispiel fallen auf einmal weg und es ergeben sich Freiräume. Der Rhythmus von Training und Spieltag hat besonders im ersten Jahr gefehlt, aber mein Beruf konnte diese Freiräume gut für sich einnehmen. Mein Aufgabenbereich wurde größer und damit auch die Arbeitszeiten länger. Ein erneutes Traineramt würde eine enorme Umstellung meines gesamten Ablaufes bedingen, daher bereue ich den Schritt nicht.

Kommen wir zu der abgelaufenen Saison. Die erste Mannschaft belegte am Ende den 5. Tabellenplatz mit 44 Punkten in der Sparkassenoberliga. Wie beurteilst du die Leistung der Mannschaft, auch im Vergleich mit den letzten Jahren?

Ziel war Platz 3, den hatte die Mannschaft einen Spieltag vor Schluss auch noch inne. Jetzt wurde das Ziel um zwei Punkte verfehlt, das ist unter der gegebenen Konstellation zum Saisonende kein Beinbruch. Wichtig und entscheidend ist dass man am Ende eine Entwicklung sieht und das war in diesem Jahr gegeben. Im ersten Jahr nach dem Abstieg war dies noch nicht der Fall. Der Trainer war neu und die neuen Abläufe mussten sich erst finden und greifen. Mittlerweile sieht man im taktischen und spielerischen Bereich Fortschritte  und auch die Zahlen sprechen positiv für sich. Wir haben diesbezüglich mit Dirk Hartmann einen richtig guten Trainer verpflichtet, sportlich bringt er viel mit und darüber hinaus auch die ein oder andere Beziehung die auch den Verein einen Schritt weiter bringt. Es wird inzwischen auch, wenn man das im unteren Amateurbereich so nennen kann, professioneller gearbeitet. Mittlerweile gibt es die Möglichkeiten an die man vor fünf oder sechs Jahren in dieser Ebene noch nicht gedacht hat. Unter anderem gab es im letzten Trainingslager eine umfangreiche Videoanalyse. Wichtig ist dass die Spieler die Informationen auch verinnerlichen und im nächsten Schritt anwenden. Mittels der Analyse kann man den Lernprozess beschleunigen und Fehlerbilder verdeutlichen, um somit zu zeigen dass es auch einfachere Lösungswege gibt.

Die Sparkassenoberliga hat unter anderen mit dem Dresdner SC interessante Teams dazu bekommen. Was traust du der Mannschaft bei diesem Teilnehmerfeld in der Endabrechnung zu?

Mit dem TSV Rotation Dresden ist die dominante Mannschaft aus der letzten Saison in Richtung Landesklasse aus der Liga raus. Es kristallisiert sich kein deutlicher Favorit auf den Staffelsieg für mich heraus. Beim Dresdner SC muss man sehen welche personellen Veränderungen geschehen und wie sie sich in der Liga einleben. Das waren in meinen Trainerjahren immer schöne Duelle, eine Mannschaft die immer Fußball gespielt hat und nicht destruktiv agierte. Dann sind ein paar Mannschaften in der Liga mit denen bist du auf Augenhöhe, von daher gehen wir mit dem gleichen Ziel wie im letzten Jahr an den Start. Das ist auch das was wir der Mannschaft zutrauen.

Im unteren Amateurbereich, wie zum Beispiel der Sparkassenoberliga, gibt es mittlerweile Kooperationen mit höherklassigen Klubs. Auch finanzielle Zuwendungen für einzelne Spieler sind keine Seltenheit. Inwiefern erschweren solche Gegebenheiten es externe Spieler für den Verein begeistern zu können?

Das macht es schwierig. Es ist auch das Spiegelbild eines gesellschaftlichen Problems, es soll maximaler Gewinn mit minimalem Aufwand generiert werden. Ich spreche da aus meiner Erfahrung als Trainer, als ich an Neuzugängen gearbeitet habe. Viele sagen es gehe nicht ums Geld, im Endeffekt sind diese dann aber nicht gekommen weil es doch ums Geld ging. Hinzu kommt mitunter fehlende Ehrlichkeit. Es ist mittlerweile selten geworden dass dir jemand ganz klar sagt: „Nein danke, ich komme nicht.“. Da wird man lange hingehalten um am Ende viel Zeit für wenig Ertrag investiert zu haben. Da ist ein ehrliches „Nein“ viel wert. Darüber hinaus machst du meiner Meinung nach gerade jungen Spielern mit hohen Angeboten auch keinen Gefallen. Es ist allein schon für die charakterliche Entwicklung nicht besonders förderlich.

Ist die Entwicklung des modernen Fußballs nun auch im unteren Amateurbereich angekommen und kann Erfolg nur noch mit solventem Hintergrund generiert werden?

Wenn du einen richtig guten Nachwuchs hast, der auch etwas höherklassig auf Landesebene spielt, dann ist der Erfolg auch machbar. Wenn du mit diesem Konzept der eigenen Nachwuchsförderung zum Beispiel in der Landesklasse bestehen kannst, dann hast du eigentlich den Nachweis erbracht als Verein sehr gut zu arbeiten. Da fliesen aber viele Kriterien mit ein, zum Beispiel sollte die Mannschaft auch über Jahre zusammenbleiben. Wäre ich Trainer bei einem Verein mit verhältnismäßig hohen finanziellen Mitteln, ich weiß nicht ob ich dann auch so handeln würde. Fertige Spieler aus den Nachbarländern verpflichten und auf den schnellen Erfolg hoffen. Aber man muss sich halt die Frage stellen, was passiert wenn das Geld eines Tages mal nicht mehr da ist? Dann bricht ganz schnell alles zusammen, das hat man bei vielen Vereinen gesehen. Ich persönlich bin dagegen und in Cossebaude verfolgen wir auch eine andere Philosophie.

Du sprichst die Vereinsphilosophie an, diese beinhaltet Nachwuchsspieler zu entwickeln und diese in die Männermannschaften zu integrieren. Welches Fazit ziehst du unter diesen Aspekt?

Die Durchlässigkeit vom Nachwuchs in den Herrenbereich ist in den letzten Jahren deutlich höher geworden. Man darf nicht vergessen dass ältere Spieler irgendwann einen Schritt zurück machen und an diesem Punkt ist es wichtig dass die Jugend nachrückt. Der 96er Jahrgang war ein guter, unter anderem mit Richard Richter der Pech mit seiner Verletzung hatte, jetzt aber wieder zeigt was er kann. Auch in der jetzigen U19 gibt es Spieler die bereits im Blickfeld sind, ich denke da zum Beispiel an Konrad Möbius der im letzten Trainingslager einen guten Eindruck hinterlassen hat. Die Wechselwirkung ist da wirklich förderlich, der junge Spieler will es dem älteren zeigen was er kann. Andersrum will der ältere Spieler dem jungen Spieler zeigen dass die Trauben hoch hängen. Am Ende profitiert die Mannschaft und wenn in jedem Jahr im Schnitt zwei Spieler aus der U19 nachrücken und auch bleiben, dann hilft das sehr viel weiter.

André, wir danken dir für das Gespräch und wünschen dir weiter alle Gute.

„Ich hatte sofort das Gefühl dass etwas nicht stimmt.“ – Richard Richter im Interview

„Ich hatte sofort das Gefühl dass etwas nicht stimmt.“ – Richard Richter im Interview

Beim 1:8 Kantersieg bei den Sportfreunden 01 Dresden-Nord spielte Richard Richter aufgrund von Personalsorgen im Kader von Trainer Dirk Hartmann auf einer für ihn ungewohnten Position und machte seine Sache sehr ordentlich. Im Anschluss an das Spiel hat sich tsv-cossebaude.de mit dem 22-Jährigen Cossebauder zum Gespräch getroffen. Wie Richard über seinen Einstieg in den Männerfussball denkt und wie er den bisher größten Schock seiner noch jungen Laufbahn überwand erfahrt Ihr in unserem Interview.

tsv-cossebaude.de: Richard, zunächst wollen wir den Blick in deine Vergangenheit richten. Wann und wie bist du zum TSV Cossebaude gekommen und wie hat sich deine Laufbahn bis heute entwickelt?

Richard Richter: Ich habe 2002 mit sechs Jahren in Cossebaude angefangen Fußball zu spielen, schon damals waren viele von den Jungs dabei mit denen ich auch heute noch im Team spiele. Über die Jahre wurde ich immer mal wieder bei den älteren Jahrgängen eingesetzt und wir haben gemeinsam viele Erfolge eingefahren. In Erinnerung ist mir zum Beispiel der Gewinn des Stadtpokals in der U17 geblieben. Ich wurde später als Spieler der U19 vorzeitig in die erste Männermannschaft hochgezogen. Das war für mich ziemlich cool schon so zeitig dabei zu sein. Meine Nachwuchszeit hat schon richtig Spaß gemacht und ich habe auch nie mit einem Wechselwunsch gespielt.

tsv-cossebaude.de: Deine ersten Spiele im Männerbereich hast du in der Landesklasse absolviert, in einer Zeit als die Mannschaft tief im Abstiegskampf steckte und jeder Fehler vom Gegner ausgenutzt wurde. Wie leicht oder schwer fiel es dir dich in dieser Umgebung zurecht zu finden und wie ist man mit Fehlern von dir umgegangen?

Richard Richter: Ich empfand dass ich mich relativ gut eingewöhnen konnte, als junger Spieler hast du aber auch nicht so viel Spielzeit bekommen. Trotzdem konnte ich an 8 oder 10 Spielen mitwirken, das war für mich als Nachwuchsspieler schon eine gute Größenordnung. Es hat mir viel Spaß gemacht da schon etwas reinzuschnuppern und ich konnte wahnsinnig viel lernen. Fehler waren dabei kein großes Thema. Es war nie so dass man von Mitspielern negative Ansagen bekommen hat, die waren immer motivierend und aufbauend.

tsv-cossebaude.de: Spürt man Druck wenn eine Mannschaft neue Impulse benötigt und sich die Blicke auf einen unbekümmert aufspielenden U19 Spieler richten?

Richard Richter: Druck habe ich nicht unbedingt gespürt. Ich wurde eher hoffnungsvoll ins Spiel geschickt. Dazu noch eine kurze Vorgabe unter der Prämisse  „Mach mal bisschen Betrieb und versuch mal was.“ Die Trainer hatten in mir mehr die Hoffnung so noch etwas Schwung und Frische einbringen zu können.

tsv-cossebaude.de: Der Abstieg konnte letztendlich nicht verhindert werden. In der neuen Saison ging es in der Stadtoberliga mit dem neu gekommenen Trainer Dirk Hartmann an den Start und unter ihm gehörtest du in den ersten 5 von 6 Spielen zur Startelf. Dann kam das Pokalspiel in Reichenberg-Boxdorf und du hast dich schwer am Knie verletzt. Wie kam es dazu und was waren deine ersten Gedanken in dem Moment?

Richard Richter: Wir waren im Angriff und spielten einen langen Ball auf die rechte Bahn. Max Matthes nahm den Ball mit und flankte von der Grundlinie rein. Ich lief mittig auf das Tor zu, hatte zuvor an der Strafraumkante das letzte Mal geschaut wo der Torhüter steht, blickte dann nur noch nach außen zu Max. Als ich dann wieder zum Torhüter schauen wollte lag dieser bereits über mir. Das alles geschah an der Fünfmeterlinie, er hatte sich scheinbar spät entschieden rauszukommen. Vor dem Zusammenprall machte ich einen Stemmschritt mit rechts und genau auf dieses Bein fiel der Keeper. Diese Konstellation hat so ziemlich alles kaputt gemacht im Knie und in dem Moment dachte ich natürlich erstmal „Scheiße, das war es, jetzt ist es vorbei.“. Ich hatte sofort das Gefühl das etwas nicht stimmt, konnte das Knie in keiner Form halten. Umso glücklicher bin ich dass es jetzt wieder geht.

tsv-cossebaude.de: Was folgte war eine sehr lange Leidenszeit, Reha, Operation, Reha. Oft hast du mit dem damaligen Physiotherapeuten Daniel Schmidt neben dem Platz geschuftet während die anderen dem normalen Training mit Ball nachgingen. Wie schwer fielen dir diese Situationen und was gab dir den Halt und die Kraft nicht alles über den Haufen zu werfen?

Richard Richter: Ich wollte unbedingt wieder spielen. Das war von Anfang an mein Ziel und auch von Anfang an der Punkt auf den ich hingearbeitet habe. Unser damaliger Physiotherapeut Daniel Schmidt hat mir sehr geholfen. Mit ihm hatte ich eigentlich schon eine Art Personal Training. Er war sehr oft bei mir zu Hause und hat Einzelbehandlungen durchgeführt. Das war damals vor der Operation zwei bis dreimal die Woche und nach der Operation haben wir uns fast täglich gesehen. Es war für mich in dieser Phase meiner Laufbahn sehr wichtig dass wir ihn hatten. Mit Methoden die nicht jeder einfach so anwendet hat er es geschafft sehr viel wieder herzustellen. Daniel wusste genau wohin ich wollte und was ich dafür machen muss. Da hat er mir sehr viel mit gegeben und oft gesagt „Wenn du das jetzt machst, dafür kämpfst, diese Übung machst, dann wird das wieder“. So ist es jetzt ja auch wieder geworden und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

tsv-cossebaude.de: Fast genau ein Jahr und zehn Monate später konntest du dein Comeback in einem Pflichtspiel für den TSV Cossebaude feiern. Es war wieder Pokal und wieder fand das Spiel bei einem unterklassigen Gegner statt. Gingen dir solche Parallelen durch den Kopf als du in der 77. Minute bei Neustadt eingewechselt wurdest?

Richard Richter: Ja, kurz verschwendet man einen Gedanken daran. Die Verletzung als solches habe ich immer im Hinterkopf. Ich versuche daher anders zu spielen, intelligenter, dass ich auf diese Bälle nicht mehr gehe. Ich versuche mit mehr Übersicht zu spielen, habe mein Spiel allgemein versucht zu verändern. Ziel ist es natürlich dass ich in solche Situationen gar nicht mehr komme, ich bin da definitiv noch etwas zurückhaltend. Das gelingt mir nicht zu hundert Prozent in jedem Spiel. Da kommt es immer mal wieder zu Zusammenstößen, aber das war bisher nicht weiter problematisch.

tsv-cossebaude.de: Du wurdest behutsam und Stück für Stück wieder an den Spielrhythmus herangeführt. Mittlerweile bist du wieder voll belastbar und hast beim Rückspiel gegen den SV Loschwitz dein erstes Saisontor erzielt. Hast du dir bestimmte Ziele gesetzt welche du persönlich und mit dem Team zukünftig erreichen willst?

Richard Richter: Ich würde schon gern nächste Saison wieder eine größere Rolle im Kader spielen. Besonders in Bezug auf die Startaufstellung erhoffe ich mir wieder richtig heran zu kommen. Ich glaube dass ich diesbezüglich zurzeit auf einem guten Weg bin und am Ende des Tages möchte ich offensiv natürlich auch mehr Zählbares erreichen.

tsv-cossebaude.de: Du bist bereits kurz darauf eingegangen. Wenn du deine Spielweise vor und nach der Verletzung vergleichst, kannst du da Unterschiede feststellen und inwiefern hast du trotz der langen Ausfallzeit Fortschritte gemacht?

Richard Richter: Ich weiß nicht ob es ausschließlich auf die Verletzung zurück zu führen ist oder ob durch das Training. Mittlerweile denke ich mehr darüber nach welcher Laufweg sinnvoll ist und ob mein Positionsspiel gegenüber dem Gegner optimal ist. Ich habe versucht physisch mehr zu Masse zu bekommen, so bin ich sicherer und kann vertrauen dass nicht gleich alles in Mitleidenschaft gezogen wird. Das gibt mir natürlich Sicherheit und zusätzlich versuche ich überlegter in die Bälle zu gehen. Das ist mein persönliches Empfinden, ich weiß nicht ob man das auch von außerhalb des Spielfeldes sehen kann.

tsv-cossebaude.de: Die Mannschaft besteht zum großen Teil aus Spielern die du auch schon aus dem Cossebauder Nachwuchs kennst. Unternehmt Ihr auch Dinge außerhalb des Platzes gemeinsam und wie wichtig ist das für die Moral des Teams auf dem Platz?

Richard Richter: Ich habe mit vielen schon die ganzen Jahre ab der U9 zusammen gespielt. Viele Jungs davon waren auch in meiner Schulklasse und wir haben zusätzlich die Schulzeit gemeinsam verbracht. Das sind mittlerweile richtige Kumpels von mir, das ist nicht nur ein Team sondern das sind echt meine Freunde. Wir machen auch recht viel gemeinsam, fahren auch mal zusammen in den Urlaub. Das ist sehr wichtig für mich.

tsv-cossebaude.de: Rund um ein Team gibt es viele Komponenten die funktionieren müssen um Erfolg zu haben. Spieler, Trainer, sportliche Leitung, Trainingsbedingungen um nur einige zu nennen. Welche sind für dich von größter Bedeutung um deinen besten Fußball auf den Platz zu bekommen?

Richard Richter: Das Team ums Team ist immer wichtig, gerade was die Thematik Physiotherapeuten angeht. Da ich selbst bereits sehr davon profitiert habe empfinde ich es extrem wichtig, dass wir da immer jemanden dabei haben. Allgemein haben wir in der letzten Zeit große Fortschritte im Umfeld gemacht. Die Dinge werden professioneller angegangen und das Training hat einen sehr hohen spielerische Anteil. Das gefällt mir sehr gut und hilft sehr viel weiter.

tsv-cossebaude.de: Richard, danke für dieses Interview, dir persönlich alles Gute und viele sportliche Erfolge.